Gedenkmarsch zum Bunkergelände und seinen Einrichtungen

1987 führte der erste Gedenkmarsch - veranstaltet von der Friedensinitiative  im Landkreis - zum Bunkergelände und zu den anderen Stationen des NS-Terrors im Mühldorfer Hart.

Wir veröffentlichen im folgenden die Originaltexte, mit denen der Ermordeten an den einzelnen Stationen gedacht wurde:

Wir erinnern an die Opfer des Faschismus

Diese Rüstungsruine aus der Nazi-Zeit ist Teil einer gesprengten Bunkerhalle, die für die "kriegsentscheidende" Produktion von Messerschmitt-Flugzeugen 1944/45 hier entstehen sollte, 55 deutsche Pinnen sollten hier und in einer ähnlichen Anlage bei Landsberg monatlich 900 Flugzeuge im Fließbandsystem fertigen,

In den 9 Monaten vor Kriegsende wurden hier insgesamt fast 10 000 KZ-Häftlinge eingesetzt. Die Häftlinge wurden von der SS an Firmen vermietet und arbeiteten unter härtesten Bedingungen. Über 3000 von ihnen wurden hier oder in den umliegenden Lagern durch Überanstrengung, Unterernährung und Epidemien umgebracht.

Wir erinnern an die Opfer des Faschismus

Auf dem Gelände von Mettenheim - Hart war 1944/45 ein KZ-Lager für rund 2 000 Häftlinge. Die SS vermietete die Häftlinge an Privatfirmen. Sie arbeiteten fast ausschließlich auf der Großbaustelle im Hart, wo ein bombensicherer Rüstungsbunker unter dem Tarnamen "Weingut" entstehen sollte. In mehreren solcher Lager rund um die Großbaustelle waren von Juni 1944 bis Mai 1945 insgesamt fast 10 000 KZ-Häftlinge im Einsatz. Von ihnen wurden über 5000 durch Unterernährung, durch unmenschliche Lebens- und Arbeitsbedingungen ermordet. Ein anderer Teil, deren Arbeitskraft für die SS nicht mehr zu verwerten war, wurde in das Vernichtungslager Auschwitz zurückgeschickt.

Wir erinnern an Walja Winogradowa, Nadja Ulitschewa und Maria Kolesnischenko. Sie waren aus der Ukraine von den Nazis hierher verschleppt und gezwungen worden, bei der Deutschen Sprengchemie Munition zu produzieren, die gegen ihre eigenen Landleute verwendet werden konnte. Durch Plakatanschläge im Lager riefen sie 1943 und 1944 zur Arbeitsverweigerung und zur Bildung von Widerstandsgruppen auf. Sie wurden entdeckt und der Gestapo übergeben. Walja Winogradowa und Nadja Ulitschewa kamen zur "Sonderbehandlung" ins Konzentrationslager Ravensbrück, wo sie aller Wahrscheinlichkeit nach ermordet wurden.

Für Maria Kolesnischenko kann man ein ähnliches Schicksal annehmen.

Wir erinnern an die 27 gefallenen Frauen und 16 gefallenen Männer, die am 11. April 1945 bei einem Bombenangriff auf das Werk Kraiburg der Deutschen Sprengchemie in der Nähe des heutigen Stadtplatzes getötet wurden.

Wir erinnern an die Opfer des Faschismus

Unweit dieser Stelle wurden im Mai 1945 die Massengräber für die Häftlinge des KZ-Außenkommandos Mühldorf entdeckt. 2249 Leichen wurden geborgen und in Kraiburg, Mühldorf und Neumarkt begraben. Die Häftlinge aus Ungarn, Litauen, Polen, Tschechoslowakei, Frankreich, Italien, Griechenland und Deutschland waren überwiegend Juden. Geschwächt durch Unterernährung und Krankheit wurden sie durch unmenschliche Arbeit und Arbeitsbedingungen ermordet.

Wir erinnern an die Opfer des Faschismus

Hier war vom Sommer 1944 bis zum Frühjahr 1945 ein KZ-Waldlager. Den meisten der rund 2 000 Häftlinge haftete ein Judenstern an ihrer Jacke und sie arbeiteten am Bau der Bunkerhalle für die Produktion von Messerschmitt - Flugzeugen. Sie waren in Sperrholz-Zelten oder in überdachten Erdlöchern eingepfercht. Die durchschnittliche Lebensdauer eines Häftlings aus den Lagern rund um die Rüstungsbaustelle wurde im Mühldorf-Prozeß mit 80 Tagen angegeben.


Und so berichtete der Mühldorfer Anzeiger über diese Veranstaltung: