Mühldorfer Anzeiger, 12.07.2001

BRK: Hundeübung im Bunker

Mühldorf (hon) - Mit einer Rettungsübung wollten die Hundestaffeln des Bayerischen Roten Kreuzes aus drei Landkreisen am Samstag im Bunkergelände im Mühldorfer Hart üben. Die Übung wurde abgesagt, die Diskussion darüber ist noch nicht beendet: Darf das Rote Kreuz auf dem Gelände des ehemaligen KZ-Außenlagers üben?

Für den Verein «Für das Erinnern - Gedenkstätte im Mühldorfer Hart» ist es «ein Unding, auf einer geplanten Gedenkstätte des Freistaates Bayern so eine Übung zu machen», erklärt der Vorsitzende Franz Langstein. Er nennt das Verhalten des BRK «äußerst taktlos», er vermisse die Achtung vor der Würde des Ortes.

Dort im Wald zwischen Mühldorf und Waldkraiburg wollten die Nationalsozialisten in den letzten beiden Kriegsjahren eine gigantische Flugzeugfabrik errichten, in der das Kampfflugzeug Me 262 hergestellt werden sollte. Die Arbeiter wurden aus dem KZ-Dachau nach Ampfing gebracht, wo sie in Waldhütten hausten. Im Mühldorfer Hart schufteten sie, um die Fabrikhalle zu errichten. Mehr als 3000 von ihnen starben dort.

Als «ideales Übungsgelände» bezeichnete dagegen Johannes Trä, Leiter der BRK-Sanitätsbereitschaft, das Gelände, schließlich sollte der Hundeeinsatz in Trümmern geübt werden. Ihm sei nicht bekannt gewesen, dass dort über die Errichtung einer Gedenkstätte nachgedacht werde. Er verwies zugleich auf die Verantwortung des Leiters der Hundestaffel Ulf Keller hin, der das Gelände ausgewählt habe. Die Mühldorfer Sanitätsbereitschaft stelle lediglich die Verletzten, die gesucht werden müssten und sichere die Übung mit einem Rettungswagen ab.

Ulf Keller, Organisator der Übung war nicht zu sprechen, er liegt im Krankenhaus Altötting. Deshalb wurde die Übung gestern abgesagt, ob und wann sie nachgeholt wird, ist noch nicht klar.

Das Bunkergelände hat in der Vergangenheit viele verschiedene Gäste gesehen: Es soll Treffpunkt von Rechtsradikalen gewesen sein, ehemalige KZ-Häftlinge erinnerten unter dem Bunkerbogen an ihr Leid. Jugendliche pflegten Lagerfeuerromantik, Schulklassen erlebten dort einen Teil der deutschen Geschichte. Zuletzt verhaftete die Polizei Gotcha-Spieler, die in Tarnanzügen und mit Luftdruckpistolen bewaffnet Krieg spielten. Und jetzt wollte das BRK dort mit seiner Hundestaffel die Suche nach Verschütteten üben. Siehe auch den Kommentar auf dieser Seite.


12.7.2001 

 

Geschichtswerkstatt Mühldorf e.V.