Mühldorfer Anzeiger, 17.03.2006 00:00 Uhr

Positive Signale für Gedenkort

Mühldorf (hon/rob) - Derzeit ist ungewiss, ob, wann und in welcher Form ein Gedenkort auf dem ehemaligen NS-Bunkergelände im Mühldorfer Hart entsteht.

 

Obwohl es nach einer gemeinsamen Sitzung im Landratsamt im vergangenen Sommer und dort gemachten Zusagen bislang keine erkennbaren Fortschritte gegeben hat, ist Landtagsabgeordneter Dr. Marcel Huber optimistisch, dass es zur nächsten Sitzung des Stiftungsbeirats am 4. Mai konkrete Ergebnisse gibt.

Huber beruft sich auf Gespräche auf Ministeriumsebene. «Auch wenn es zäh ist, es ist in eine gewisse Bewegung gekommen», berichtet er sehr zurückhaltend von seinen Gesprächen. Konkrete Angaben will er noch nicht machen, nur so viel: «Es gibt Signale, dass wir etwas bekommen. Es ist sehr günstig.»

Auf ein klares, dreigliedriges Konzept hatten sich die Besprechungsteilnehmer im Mühldorfer Landratsamt im Sommer 2005 geeinigt, bestätigt Huber. Am Waldlager und dem Massengrab könnten Gedenkorte relativ schnell umgesetzt werden. Dazu habe der Direktor der Stiftung bayerische Gedenkstätten, Professor Andreas Heldrich, damals finanzielle Unterstützung signalisiert. An beiden Stellen im Wald gebe es nichts abzusichern.

Anders sieht es bei der mächtigen Bunkeranlage aus: Eventuelle Altlasten, «vage Eigentumsverhältnisse» und eine möglicherweise teure Absicherung des Geländes erschweren nach Auskunft Hubers auch noch nach Jahren das Vorhaben, dort einen Gedenkort einzurichten. Ein letzter Entwicklungs-Schritt wäre nach Ansicht Hubers die museale Begleitung der Gedenkorte im Mühldorfer Stadtmuseum in Zusammenarbeit mit der KZ-Gedenkstätte Dachau.

Öffentliche Ergebnisse gibt es bislang nicht, obwohl Franz Langstein, Vorsitzender des Vereins «Für das Erinnern», erklärt, dass Heldrich die Einsetzung einer Arbeitsgruppe zugesagt habe, die für Waldlager und Massengrab Vorschläge erarbeiten solle. Ungewiss sei, ob diese Arbeitsgruppe existiere und tätig geworden sei.

Bei Anfragen an die Stiftung Bayerische Gedenkstätten stieß der Mühldorfer Anzeiger auf Schwierigkeiten: Eine bereits am 20. Dezember an die offizielle E-Mail-Adresse der Stiftung gesandte Anfrage zum Stand der Entwicklung wurde bis heute nicht beantwortet. Vor kurzem teilte die Stiftung auf telefonische Anfrage eine neue Mailadresse des Stiftungsdirektors mit. Eine Email an diese Adresse landete jedoch offensichtlich im Kultusministerium. Von dort erreichte die Redaktion eine Kopie der wiederum an die KZ-Gedenkstätte Dachau weiter geleiteten Mailanfrage.

Zwei Konfliktkreise erschweren nach derzeitigen Erkenntnissen des Vereins «Für das Erinnern» die Arbeit an einer Gedenkstätte im Mühldorfer Hart. Da ist zunächst die so genannte Verkehrssicherungspflicht. Die muss der Freistaat vom Bund als Rechtsnachfolger des NS-Regimes übernehmen. Dafür hatte der Bund Geld angeboten. Allerdings war jahrelang die Frage ungeklärt, wer auf bayerischer Seite das Geld annehmen, die Verkehrssicherungspflicht übernehmen und das Geld schließlich verteilen soll. Vor zwei Jahren hat der Freistaat Bayern auch deshalb die Stiftung Bayerische Gedenkstätten gegründet. Stiftungsdirektor Heldrich fürchtet jedoch offensichtlich angebliche Altlasten auf dem Gelände des ehemaligen Rüstungsbunkers, die Unsummen verschlingen könnten. Deshalb war zu letzt vor allem eine Gestaltung von Waldlager und Massengrab im Gespräch. Hinzu kommt, dass der Freistaat den großen KZ-Gedenkstätten in Dachau und Flossenbürg Vorrang einräumt. Offensichtlich ist nicht geklärt, wie das Verhältnis der großen Gedenkstätten zu den ehemaligen Außenlagern ist.

Geplant war 1944 der Bau einer halb unterirdischen Flugzeugfabrik. Die Außenstelle des Konzentrationslagers Dachau lag gut versteckt im Wald. Für Ortsunkundige ist sie noch heute schwer zu finden. Einzige Hinweise sind Wegweiser und Stelen, die der Verein «Für das Erinnern» in Eigeninitiative und auf eigene Kosten am Bunkerbogen, dem Waldlager und Massengrab aufgestellt hat.


Geschichtswerkstatt Mühldorf e.V.