Mühldorfer Anzeiger, 02.05.2006 00:00 Uhr

Hoffnung für Gedenkort im Hart

Mühldorf (hon) - Breite Übereinkunft zum Aufbau eines Gedenkorts im Mühldorfer Hart signalisierten Politiker und Wissenschaftler bei der Feier zur Evakuierung des KZ-Außenlagers im Bunkergelände.

 

Barbara Distel, Leiterin der Gedenkstätte Dachau, bescheinigte den Überresten des Mühldorfer Lagers «herausragende, nicht nur lokalgeschichtliche Bedeutung».

30 Gäste waren der Einladung des Vereins «Für das Erinnern» gefolgt und hatten sich am Freitag im strömenden Regen unter dem Bunkerbogen eingefunden, um an die Leiden und die Befreiung der KZ-Häftlinge im Mühldorfer Hart vor 61 Jahren zu erinnern. Bei der Feier ging es aber nicht nur um den Blick zurück, mindestens genauso wichtig war der Blick nach vorn. «Was hier geschehen ist, darf nicht vergessen werden», sagte Landrat Georg Huber bei seiner Ansprache. Deshalb sprach er sich für die «Umwandlung eines Teils des Geländes in eine Gedenkstätte» aus. «Wir ziehen keinen Schlussstrich», sagte Huber, die Überreste der Rüstungsfabrik müssten als «Mahn und Gedenkort erhalten» bleiben.

Dass Bunkergelände, Waldlager und Massengrab als Gedenkort geeignet seien, betonte Barbara Distel, die die Gedenkstätte in Dachau leitet. Dank der Arbeit des Mühldorfers Peter Müller und anderer Historiker sei die Geschichte des Mühldorfer Lagers sehr gut aufgearbeitet. Der Bunkerbogen, sichtbarer Überrest der Flugzeugfabrik, die die Nazis im letzten Kriegsjahr im Mühldorfer Hart bauen wollten und bei deren Bau Tausende Häftlinge ums Leben kamen, «bietet eine sinnliche Vorstellung des Wahnsinns». Es müsse überlegt werden, wie die Überreste als Mahnmal und zur Aufklärung nutzbar gemacht werden könnten. Die Gestaltung des Geländes müsse in die Stiftung bayerischen Gedenkstätten einbezogen werden. «Das kostet Geld und dauert länger als erwartet», gab Distel zu.

«Die Zeit drängt», nannte Josef Wagner vom Verein «Für das Erinnern» das Motto der Gedenkfeier: «Es ist schwer erklärbar, wie man auch 60 Jahre nach Kriegsende nur provisorische Dinge findet.» Die Überlebenden würden immer weniger, örtlichen Initiativen gehe die Luft aus, wenn nicht bald etwas geschehe.

Wagner stellte das ehemalige KZ-Außenlager ausdrücklich in eine Gesamtkonzeption rund um das ehemalige KZ Dachau, gab Distel, Huber und dem ebenfalls anwesenden Bundestagsabgeordneten Stephan Mayer (CSU) aber zugleich mit auf den Weg: «Es wäre eine verdienstvolle Geschichte, die Gestaltung in Schwung zu bringen.»

 

Geschichtswerkstatt Mühldorf e.V.