Mühldorfer Anzeiger, 07.11.2006 00:00 Uhr

Die wichtigste Frage bleibt offen

Mühldorf (hon) - Die Zukunft der Gedenkstätte im Mühldorfer Hart ist weiter offen.

 

Der Besuch von Vertretern des Finanzministeriums und des Bauministeriums im Bunkergelände und im Mühldorfer Landratsamt machte deutlich, wie viele Probleme es zu lösen gilt.

Kernproblem ist die Frage, wem das Gelände künftig gehören soll. Sowohl Landrat Georg Huber als auch die Stiftung Bayerischer Gedenkstätten lehnten eine Übernahme bei den Gesprächen im Landratsamt ausdrücklich ab. «Die Stiftung wird das Gelände auf Sicht nicht übernehmen», sagte Manfred Heger, «die Stiftung kann keine Zusagen für finanzielle Investitionen machen.» Landrat Huber betonte: «Gemeinden und Landkreis werden sich nicht darum reißen», nachdem Rainer Cloesen von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben auf Vereinbarungen zwischen Bund und Gebietskörperschaften in anderen Regionen verwiesen hatte. Genauso offen blieb am Ende die Frage, wer Träger einer geplanten Gedenkstätte sein solle: die Stiftung, der heimische Verein «Für das Erinnern», der Landkreis oder der Freistaat. Alle Möglichkeiten wurden genannt, eine Entscheidung darüber zeichnete sich aber nicht ab, da keiner der Angesprochenen für seine Institution den Vorschlägen zustimmte. An der entscheidenden Frage des künftigen Eigentümers hängen die weiteren Probleme der Entschädigung der Bauern, denen die Grundstücke gehören, und der Sicherung des Geländes. Rüdiger Schultz-Söderlund vom Finanzministerium machte klar, dass sein Ministerium lediglich die Kosten für die Sicherung des Geländes tragen werde. Wie es mit dem Gelände aber weitergehen werde, wie eine künftige Gestaltung aussehen könne, sei Sache des Freistaats: «Der Ball liegt bei Bayern, weil es in seiner Kulturhoheit entscheiden muss, was mit dem Grundstück geschieht.» Geld für die Gestaltung eines Gedenkortes könne es vom Bund nicht geben.

Landrat Huber regte an, der Mühldorfer Verein «Für das Erinnern» solle in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätten-Stiftung ein Konzept für die drei Bereiche Bunkerbogen, Waldlager und Massengrab vorlegen. Für die gesprengten Trümmer der übrigen Bögen solle mit dem Umwelt- und Denkmal das Verfahren eingeleitet werden, das bayerische Kultusministerium eine Regelung mit dem Bund wegen der Übernahme des Geländes sprechen. Schließlich müssten Finanzministerium und Bauministerium die Frage der Sicherung des Geländes klären.

Von dort kamen nach einer Ortsbegehung, auf Einladung von Bundestagsabgeordnetem Stephan Mayer (CSU) die größten Bedenken gegen eine Gedenkstätte: «Der Bogen stellt eine ganz große Gefahr dar, genau wie das Trümmerfeld. Sie müssen sich genau überlegen, was dort passiert», sagte Corinna Schöpke. «Diskutieren Sie sich die Gefahr nicht klein.» Bauministeriumsvertreterin Schöpke regte statt einer Gedenkstätte am Bunker an, das Massengrab als «emotional gebundenen Ort der Erinnerung» zu gestalten. Ihre Lösung: Einzäunen des Bunkerbogens, Sprengung der übrigen Trümmer und Auffüllung mit Kies.

Vereinsvorsitzender Franz Langstein, Vorsitzender des Vereins «Für das Erinnern», widersprach dieser Haltung: «60 Jahre gab es keine Probleme. Es ist merkwürdig, dass das Gelände jetzt zum -Sicherheitsproblem wird, wenn es eine Gedenkstätte werden soll.» Er berief sich auf die Überlebenden des KZ-Außenlagers, für die der Bunkerbogen und nicht das Massengrab der zentrale Ort der Erinnerung sei: «Max Mannheimer, Vorsitzender der Häftlingsgemeinschaft Dachau, nennt den Bunkerbogen Ort des Leidens.» Landtagsabgeordneter Dr. Marcel Huber nannte Einzäunung und Aufkiesung der Trümmer «keine erstrebenswerte Lösung». Er fürchtet die Zerstörung des Zauns. Ein «Betretungsverbot» diene dagegen der Natur und gewährleiste die Verkehrssicherungspflicht.

Trotz der Probleme sagte Schultz-Söderlund schnelles Vorgehen zu. Noch heuer solle eine Haushaltsvorlage erstellt werden, vom Freistaat verlangte er einen Ansprechpartner, der für die gesamte Abstimmung stehe. Heger von der Gedenkstättenstiftung wies auf eine wissenschaftliche Tagung am 17. November hin, die weitere Klarheit über die Zukunft der bayerischen KZ-Außenlager und deren Gestaltug bringen könne. Der Verein «Für das Erinnern» legt laut Langstein für die Tagung ein Konzept zur Gestaltung der Gedenkorte vor. Dabei wird am Bunkerbogen als zentralem Ort festgehalten und zugleich ein Zaun als Sicherungsmaßnahme akzeptiert. In Zusammenarbeit mit dem Kreisheimatmuseum soll die geschichtliche Aufarbeitung geschehen. Siehe den Kommentar: «Der Schrecken des Bunkers.»

 

 

 

Geschichtswerkstatt Mühldorf e.V.