Die Todesmärsche durch den Landkreis Mühldorf
Ein Ereignis, das in den letzten Kriegstagen den Landkreis bewegte, war der sogenannte "Todesmarsch von Flossenbürg".
So sollte in den letzten Kriegstagen, als die alliierten Verbände immer näher rückten, das Konzentrationslager Flossenbürg evakuiert werden: Die NS-Funktionäre hatten wohl Angst, die Alliierten könnten die Häftlinge in Flossenbürg entdecken und sie, die Funktionäre, zur Rechenschaft ziehen.
Infolgedessen wurden die Flossenbürger Häftlinge unter strengster Bewachung der SS auf eine lange und beschwerliche Reise geschickt, welche die wenigsten überlebten. Dieser "Todesmarsch" führte teilweise per Bahn oder LKW, größtenteils aber zu Fuß, in Richtung Süden, auch durch den Landkreis Mühldorf a. Inn.
Da die Häftlinge ohnehin schon stark geschwächt waren und den Strapazen nicht mehr gewachsen waren, brachen viele unterwegs zusammen, wurden von der SS bei Fluchtversuchen erschossen oder sonst brutal ermordet. Auch vor Kindern machte die SS nicht halt.
Zahlreiche Häftlinge - über 1600 - stammten auch aus Buchenwald. Die dortigen Häftlinge wurden zunächst nach Flossenbürg "evakuiert" und von dort weiter nach Süden getrieben
Die toten Häftlinge wurden am Wegesrand verscharrt, nach Kriegsende dann in Gemeindefriedhöfen oder örtlichen KZ-Friedhöfen bestattet, später dann in den großen KZ-Friedhöfen Dachau und Flossenbürg begraben.
Besonders viele Tote waren dabei in der Kraiburger Gegend zu beklagen.
Angaben aus den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsakten beim Landgericht München I, 119 b u. JS 3/71 |
"Dieser Marsch nahm nach den vorliegenden Zeugenaussagen am 04.04.1945 seinen Ausgang im Konzentrationslager Buchenwald. Er soll zu Beginn etwa 1500 Häftlinge umfasst haben und über Flossenbürg nach Oberbayern gelangt sein, wo er am 29.04. bzw. 01.05.1945 in zwei Kolonnen in Kraiburg ankam." |
"Es ließ sich feststellen, dass eine Marschkolonne KZ-Häftlinge am 29. oder 30. April und eine weitere wahrscheinlich am 01. Mai 1945 durch Kraiburg zog. die erste Kolonne marschierte von Kraiburg über Ensdorf, Oberneukirchen mit dem Ziel, über Laufen nach Österreich zu gelangen, während die zweite von Kraiburg aus in Richtung Wasserburg zog. Auf ihrem Weg wurden laufend marschunfähige Häftlinge von der SS-Bewachungsmannschaft erschossen. Die Leichen wurden jeweils neben der Straße liegen gelassen oder nur ganz oberflächlich mit Erde überdeckt." |
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