Den Toten ein Gesicht geben

Eine Aktion der Gruppe "Morgenrot" in Zusammenarbeit mit Mühldorfer Schulen am Stadtplatz in Mühldorf - 26. Januar 2002

Mit der Aktion "Mehr als eine Nummer" machten verschiedene Jugendgruppen und -verbände am Samstag, den 26. Januar 2002 auf das Schicksal der mehr als 2000 Menschen aufmerksam, die in den Mühldorfer Konzentrationslagern gestorben waren.

Etwa 1200 Schülerinnen und Schüler aus allen Schultypen des Landkreises hatten sich in den Wochen zuvor mit den Häftlingen der Lager befasst und Portraits der Toten gemalt. Diese Bilder wurden in einer endlosen Kette am Mühldorfer Stadtplatz aufgehängt.

«Mehr als nur eine Nummer»

Mühldorf (sb) - Mit der Aktion «Mehr als eine Nummer» haben rund 1300 Jugendliche aus dem Landkreis Mühldorf auf die Vergangenheit im KZ-Außenlager Mettenheim hingewiesen. 1300 Porträtzeichnungen von KZ-Häftlingen, die in Mettenheim qualvoll zu Tode kamen, säumten den Mühldorfer Stadtplatz. Mit dieser Aktion von zehn Schulen und der Katholischen Landjugendbewegung sowie der Jugendinitiative «morgenRot» wollten die Jugendlichen einer breiten Öffentlichkeit die Einzelschicksale der ums Leben gekommenen Häftlinge vor Augen führen.

In den letzten sieben Monaten haben rund 1300 Jugendliche aus dem Landkreis Mühldorf 1300 Porträts von verstorbenen Häftlingen vom KZ-Aussenlager in Mettenheim gezeichnet. Jedes dieser Bilder soll einen Häftling symbolisieren und wurden mit dessen Namen, Geburtsdatum, Todesdatum und Häftlingsnummer versehen. Jedes dieser individuellen Bilder zeigt das ungeheuerliche Schicksal eines Häftlings auf.

Es war ein beklemmendes Bild die Porträts dieser Menschen am Mühldorfer Stadtplatz zu sehen, die in Schnüren von Laterne zu Laterne aufgehängt wurden. Am vergangenen Samstag in der Frühe hatten die Jugendlichen mit dem Aufhängen der Bilder begonnen. Viele Passanten konnten lange nichts mit den Bildern anfangen. An einem Informationsstand vor dem Mühldorfer Rathaus informierten die Jugendlichen mit einem Stand. Mit Stellwänden und weiterem Hintergrundmaterial über das Projekt und den Geschehnissen von 19944/45 wurde auf die ungeheuerlichen Verbrechen des Nazidiktatur hingewiesen.

Der Katholischen Landjugendbwegung, der Gruppe «morgenRot» und Rudi Swientek, kichlicher Jugendpfleger, ist es glungen in Zusammenarbeit mit den zehn Schulen im Landkreis diese Aktion auf die Beine zu stellen. Zielgruppen waren die 8. und 9. Klassen der Hauptschule, die 10. Klassen der Realschule und die 9. bis 11. Klassen an den Gymnasien.

Die Schulen hatten sich mit eigenen Projekttagen auf diese Aktion vorbereitet. Das Projekt.«Mehr als eine Nummer».hat einer breiten Öffentlichkeit in der Kreisstadt die Einzelschicksale der umgekommenen Häftlinge vor Augen geführt. Bürgermeister Günther Knoblauch unterstützte diese Aktion. «Es ist ein gutes Zeichen, dass sich die Jugendlichen der Geschichte annehmen und gegen das Vergessen Aktionen durchführen», führte Knoblauch bei seinem Besuch am Stand vor dem Mühldorfer Rathaus aus.

In der Frauenkirche fand ein Friedensgebet statt, das von der Gruppe «Destino» aus Töging musikalisch gestaltet wurde.

Mühldorfer Anzeiger, 28.1.02