KZ - Lager und Friedhöfe

Die Massengräber im Mühldorfer Hart

Ein weiteres Relikt der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft im Mühldorfer Hart befindet sich unweit der Bahnlinie Mühldorf - Waldkraiburg: An der Kreuzung der beiden Forstwege "Maxlinie" und "Kronprinzlinie" finden sich die Massengräber, in denen 2.249 Häftlinge aus den Konzentrationslagern verscharrt wurden. Die Massengräber bestanden dabei aus drei bis vier unterschiedlich großen Gruben.

Andere Berichte, insbesondere Presseberichte, sprechen von 1.953 Leichen - tatsächlich wurden jedoch 2249 Leichen ausgegraben.

Auch heute noch sind die Überreste jener Massengräber erkennbar: Deutliche Vertiefungen im Boden zeigen die Gruben, die ausgehoben wurden, um dorthin die Leichen hineinzuwerfen.

Die folgenden Fotos, aufgenommen im Jahr 2000, zeigen das heutige Gelände  der Massengräber.

Häftlinge, die von ihren Aufsehern zu Tode geprügelt oder sonst brutal ermordet worden waren, oder auch Häftlinge, die an Hunger, Entkräftung und Überarbeitung gestorben waren, wurden in diesen Massengräbern vergraben.

Augenzeugenberichte, veröffentlicht in den Mühldorfer Nachrichten im Jahre 1949, beschreiben die Entdeckung der Massengräber durch die Amerikaner:

"Angaben von KZ-Häftlingen veranlassen die Militärregierung Mühldorf, die Suche nach einem Massengrab einzuleiten. Im Wald "Kronprinzstein südlicher Schlag" westlich der Straßengabelung bei der Ecksberger Kanalbrücke, 130 Meter von der Rotkreuzstraße entfernt, wird die Stelle gefunden, an der die Leichen von 1953 Menschen verscharrt wurden. Widerlicher Verwesungsgeruch, vermoderte Kleidungsstücke und vom Wild freigelegte Körperteile kennzeichnen den düsteren, von dichten Tannen umstandenen Ort.

Die Männer der Besatzungsstreitkräfte sind erschüttert und empört. Ihr Verhalten der deutschen Bevölkerung gegenüber versteift sich schlagartig. Den Amerikanern scheint es selbstverständlich, daß die gesamte Einwohnerschaft Mühldorfs vom Ausmaß der Verbrechen im Mettenheimer Konzentrationslager wußte.

Bürgermeister Scheidl und Herr Ehe werden zu den Massengräbern gefahren, wo sie es schwer haben, angesichts der grauenhaften Entdeckung die Kollektivschuld zu bestreiten. In der ersten Erregung wollen einige US-Offiziere den Befehl geben, daß aller Mühldorfer in einer Sühnewallfahrt geschlossen an die Gräber marschieren sollen. Schließlich dringt der Vorschlag von Captain Spivak durch. Es wird angeordnet, daß die Toten ausgegraben und in würdiger Form in Ehrenfriedhöfen bestattet werden. Geeignete Grundstücke und Särge sind von den zuständigen Gemeinden zur Verfügung zu stellen.

Für die Ausgrabung der halbverwesten Leichen sollen ehemalige Nationalsozialisten herangezogen werden.

Damit begann eine Aktion, in deren Verlauf nach Mühldorf 500, nach Burghausen 250, nach Kraiburg 242 und nach Ampfing 253 namenlose Opfer des Dritten Reichs in rasch angelegte Begräbnisstätten kommen. Freiwillige für die Exhumierungsarbeiten finden sich nicht. Nur Franz Mühlbauer und Willy Glienke greifen einmal von selbst im Totenwald mit zu. Ohne sanitäre Schutzmaßnahmen, bei großer Hitze, gestaltet sich die Bergung der menschlichen Überreste zu einer schauderhaften Qual, die zudem schwere Gefahren für die Gesundheit in sich birgt. Der zugeteilte Landarzt hatte lediglich die Pflicht, festzustellen, ob an den Leichen Spuren von Verletzungen zu sehen sind, die auf einen gewaltsamen Tod schließen lassen."

Weitere KZ-Opfer wurden in einen Ehrenfriedhof nach Neumarkt verbracht, sowie in einen KZ-Friedhof nach Altötting. Der Friedhof in Altötting befand sich nördlich der Friedhofsmauer des städtischen Friedhofs an der Stinglhamerstraße und wurde 1956 aufgelöst. Ebenso aufgelöst wurde der Friedhof in Ampfing.

Dabei kann heute nicht mehr festgestellt werden, wie viele Opfer die einzelnen Friedhöfe genau beherbergen - zu sehr differieren die einzelnen Zahlen. Die obigen Zahlen dienen daher nur als Anhaltspunkte.

 

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Geschichtswerkstatt Mühldorf e.V.