Der Arbeitseinsatz der weiblichen Häftlinge

Genau dokumentiert ist, wie das erste Frauenkontingent in Mühldorf, also die 49 Häftlinge, die als erste in das Waldlager überstellt wurden, beschäftigt wurden. Die Liste "Einsatz der weiblichen Häftlinge " gibt darüber genauen Aufschluss:

Kantine

3

Blockälteste1Ordonnanzen2

Magazin

2

Pflegerin2Kammer2

Küche

3

Schneiderin10Nicht eingesetzt3

Wäscherei

5

Kartoffelschälküche16

Obige Liste gibt allerdings ein idealisierendes Bild der Situation in den Mühldorfer Lagern wieder: Keineswegs war es nämlich so, dass die Arbeitsplätze für Frauen auf die Bereiche Lagerverwaltung, Küche oder ähnliches - also zumindest Arbeiten, die keiner schweren körperlichen Anstrengung bedurften - beschränkt waren.

Im Gegenteil: Später wurden Arbeitsplätze in der Lagerverwaltung nur noch an den geringen Anteil von Nichtjüdinnen - etwa 10 % der weiblichen Häftlinge - vergeben (12).

Jüdische Häftlinge hatten ein ungleich schwereres Los zu tragen und wurden wie ihre männlichen Leidensgenossen der Vernichtung durch Arbeit preisgegeben (13).

Der Bericht eines Häftlingsmannes beschreibt die Arbeitssituation, wobei er dabei ausdrücklich Bezug nimmt auf die Situation der weiblichen Häftlinge an der Großbaustelle im Mühldorfer Hart (14):

Als ich im Sommer 1944 im Auftrage des Lagers die Personalien der Frauen aufzunehmen hatte, bot sich mir ein erschreckendes Bild. Hohlwangige bleiche Gestalten in Drillich oder gestreifter Tuchkleidung, kahlgeschoren wie wir, wankten von den Lastkraftwagen zu den bis 700 Metern entfernten Verladestellen für Baustoffe dahin, je einen schweren Zementsack auf dem Rücken. ... Bei näherem Hinsehen musste ich feststellen, dass es sich nicht  um Männer, sondern um Frauen handelte, die unter solchen unwürdigen Verhältnissen leben und arbeiten mussten. Denn es musste auch von diesen Frauen dasselbe Pensum wie von den Männern geschafft werden. 100 Sack Zement musste jede einzelne am Tage auf- oder abladen, d.h., dass eine Kolonne von 100 Gefangenen 10.000 Sack am Tage verladen musste. Unter den herrschenden hygienischen und Ernährungsverhältnissen war diese Arbeitsleistung unmöglich durchzuhalten. Viele brachen zusammen und konnten sich nicht mehr erheben.

(...)

... raffte Hunger, Typhus, Dysenterie und andere Krankheiten hinweg, junge Mädchen ebenso wie Greisinnen. Wenn die Arbeitskraft nicht mehr ausgenutzt werden konnte, lies sie der Nazismus barbarisch verrecken.

Auch die  Einsatzberichte der SS geben darüber Aufschluss, dass in Mühldorf die Frauen ebenfalls auf der Großbaustelle eingesetzt waren - und dabei im Gegensatz zu den meisten anderen Lagern die gleiche Arbeit wie ihre männlichen Kollegen zu verrichten hatten.

Die Einsatzberichte der SS über die Häftlinge des Lagers M1-Mettenheim zeigen, in welchem Umfang Frauen an der Hauptbaustelle eingesetzt wurden. Die härteste Arbeit stellten dabei die "Entladebetriebe" dar, also das Schleppen schwerer Zementsäcke.

Daneben wurden Frauen auch in den diversen "Kommandos" oder direkt für verschiedene Firmen, etwa Polensky & Zöllner, eingesetzt, was ebenfalls härteste körperliche Anstrengung bedeutete.

24.08.1944: 32 Frauen an der Hauptbaustelle (14)

25.08.1944: 32 Frauen an der Hauptbaustelle (15)
28.10.1944: 32 Frauen an der Hauptbaustelle, 19 Frauen bei den Entladebetrieben (16)
31.03.1945: 16 Frauen an der Hauptbaustelle, 12 Frauen bei den Entladebetrieben (17)

 

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